Montag, 20. Februar 2012

Planet Delhi

Als ich gestern auf dem Weg vom Flughafen spaet abends in Pahar Ganj, dem Backpacker- und Basar-Viertel einflog, waehnte ich mich in einem meiner Lieblingsfilme: BLADE RUNNER. Die Mischung aus heruntergekommenen alten Gebaeuden, Muellfeuern auf der Strasse, abenteuerlich ausschauenden  Strassenkuechen mit verwegenen Gestalten, reihenweise streunenden Hunden+Kuehen und Ziegen, einer Menge asiatischer Musiklaerm aus uebersteuernden Boxen, keinen Touristen und sehr intensiven Positiv/Negativ-Geruechen machte meine Assoziation komplett. Jeden Moment muesste Harrison Ford um die Ecke kommen, um zu checken, ob ich ein Replikant bin.

Stattdessen liefert der Prepaidtaxifahrer mich an der falschen Herberge ab. Und das, obwohl ich ihm eine genaue Beschreibung gab und unterstuetzend den Hotel-Walla per Telefon"konferenzschaltung". Ihm reichte das Wort LORD im Hotelnamen. Also checkte ich erst einmal im "Lord Krishna" statt im "Lord's Hotel" 400 m weiter ein. Natuerlich blieb das nicht ohne Folgen - der "Lord's Hotel" - Besitzer kam mit einem Gepaecktraeger mir entgegen, was ziemlich ok war. Schliesslich hatten wir in den letzten 2 Tagen schon 3x telefoniert. Budget-Hotels sind es beide, aber das "Krishna" ein paar Ticks herunter gekommener und man sah ihm deutlich die vorhergehenden Gaeste am Bettlaken an *wuerg*. Ich brauch ja eigentlich nur einen Ort, wo mein Rucksack stehen und ich ein wenig Schlaf tanken kann.

Dieser reine Reisetag gestern stand eh nicht so unter Yoda's Schutz. Der Flieger von GoAir (meinem 2. Billigflieger a la RyanAir hier in Indien) hatte satte 3 h Verspaetung ohne nennenswerte Durchsagen. Und dann habe ich den armen Yoda heute auch noch 2x im Gedraenge in Old Dehli und im unterirdischen Pakli Market verloren. Dankenswerterweise wurde er mir nachgetragen. Die Inder, die sind naemlich (meistens) nette Leute. ;) Nur eben gab es wieder einen Ausfall - beim Schreiben der oberen zwei Absaetze sollte ich ploetzlich meinen Reisepass zur Kopie fuer die Nutzung des Internets in einer der Leuchtreklamehotelabsteigen herausruecken. Habe ich nicht gemacht, also schreibe ich jetzt 500 m und zwei Gassen weiter weiter.

Der Main Bazaar war gestern gegen 23:30 Uhr, als ich auf der Suche nach was Trink- und Essbarem war, wie leergefegt. Die Basarstaende und Buden geschlossen, brennende Muellfeuer und knurrende und sich nicht verstehen wollende Strassenkoeter ueberall. Und ein einsamer Eisverkaeufer, dem ich um ein Exemplar meines  Lieblingsmangoeises erleichterte. Ab und an hingen ein paar Polizisten herum, spielten Karten oder diskutierten. Eine Strassenkoeterfamilie sitzt mitten auf der Strasse und Mutter Koeter zeigt den Kleinen, wie man die Floehe los wird. Da kommt eine Rikscha angeprescht. Alle fliehen, nur einer der Minikoeter macht weiter mit dem Flohmassaker und der Rikschafahrer eine Vollbremsung und ich einen Sprung zur Seite. Ein desillusionierter Backpacker mit wirren Blick stolpert vorbei, ein Bettler tut, was er tun muss. In einer dunklen Seitengasse hoere ich Schritte hinter mir, sehe aber niemanden. Es ist weit nach Mitternacht, aber ich suche noch nach interessanten Fotomotiven, die es bei Tage mit all dem Trubel so nicht geben wird. Ein Typ ueberholt mich, erzaehlt irgendwas vom Pferd auf Hindi, befuehlt meine Oberarmmuskeln. Ich sage ihm, das er seine Finger von mir lassen soll, sonst schneide ich sie ab. Versteht er nicht, aber verschwindet.

Der letzte Tag ging zu schnell vorbei. Durch Old Delhi sich treiben zu lassen, das war ganz nach meinem Geschmack. In 6 h und 30 min geht mein Flieger. Mal sehen wie ich mir die Zeit noch bis dahin vertreibe. Meine Lieblingsbeschaeftigung war heute Fahrradrikschas zu beschleunigen. Die gingen mir ein wenig auf die Nerven. Also habe ich sie immer kurzzeitig angeschoben und mir so das staendige Nachgefrage und Anbieten  von "Sightseeingtouren" vom Leib geschafft. Ja, sie muessen Geld verdienen, aber 3x NEIN sagen sollte doch reichen. Ausserdem sieht man meist nur den Ruecken des meist stehradelnden Fahrers und es ist fuer mich bloed, durch eine so spannende Gegend wie Old Dehli fremdgesteuert bewegt zu werden. Natuerlich musste ich mich noch um kleine Mitbringer fuer zuhause kuemmern. Irgendwann war ich das staendige Verfolgtwerden und teilweise aggressive Angequatsche der Haendler leid. Mein Lieblingsspruch, den ich heute staendig abgesondert habe: "My mother said to me: Don't talk with strangers!" In 50% aller Faelle kam das gut an. ;) Meine Bronchitis bin ich immer noch nicht los, Delhi traegt mit seiner Luft jedenfalls nicht zur genesung bei.

Nun, ich werde mich mal trollen hier, es wird wieder lautstark russisch hinter mir geskyped *nerv* und somit ist dies der letzte BlogEintrag in Indien. Ich denke das Land hat fuer mich Potential genug, nochmal vorbeizuschauen. Auf jeden Fall will ich dann in die Moloche Mumbai/Bombay und Colgata/Kalkutta eintauchen. Auch in Indien muss man unerwartete Abenteuer nicht suchen, sie finden Dich. Nur anders als in Afrika.

Steffen


 
 








Samstag, 18. Februar 2012

Go, Go, Goa-Fazit

Letzter Tag. Das Biken hatte ich mir ein wenig anders vorgestellt: fernab von den Touristenansammlungen. Aber dank einer nicht bestellten Bronchitis-artigen Erkaeltung, konnte ich keine grossen Touren machen. :( Die "Casa tres Amigos" ist eine empfehlenswerte Location, wenn man nach Goa unbedingt muss und es doch ruhig haben will. Ich wundere mich nur, das sie nicht in meinem Lonely Planet steht. Nichtsdestotrotz ist es cool gewesen, hier ein bisschen herumzucruisen. Und nichts macht hier mehr Spass, als an den mit halbnackten und angekohlten Weissmenschen besetzten schwachbruestigen Motorrollern mit einer genial roehrenden Enfield laessig vorbeizuziehen oder zwischen Kuehen Slalom zu fahren! ;)

Eben bin ich nochmal in Anjuna die Klippen lang gefahren, genau da, wo ich vor Tagen nach dem Mittwochsmarkt lang gelaufen bin. Gleich am Eingang stoppte mich ein aelterer Mann. Es waere mir jetzt neu, wenn man hier nicht langtuckern kann, mitten durch die Verkaufsstaende. Der Mann war dann auch nur ein Dealer, der mich ueber die hier moeglichen Drogen aufklaerte und sie mir anbot. Ich frage mich immer, ob um die Ecke ein Polizist bereit steht und die zusammenarbeiten, so wie das aus Delhi bekannt ist - 10 Jahre Knast versus Freikauf mit einem Batzen Rupien. Mein Ziel war das etwa 5 m breite und weissgetuenschte OM-Cafe, das der LP als Tipp listet. Also der Smoothie schmeckte tatsaechlich schwer lecker. Nur die gelbe Sau brannte mir verdammt penetrant ins Gesicht. ich werde die Leute nie verstehen, die sich dieser gigantischen Erdheizung freiwillig und stundenlang aussetzen. Abgesehen davon bin ich auch ohne Strandsonnenbäder zumindest im Gesicht schon sehr indisch anzuschauen, das lappt schon ins Schwarze und ist kein Dreck! ;)

Nach 7 Anrufen habe ich nun endlich auch ein kleines Hotel in Old Delhi fuer morgen reserviert. 13 Uhr holt mich Ranchid (der heisst tatsaechlich so!!!;)  zum Flughafen ab. Den Deal haben wir schon gemacht, als ich schwer bepackt die Dorfstrasse am Dorftempel vorbeigewankt bin und er sich auf mich stuerzte.

Heute Abend dann noch mit ein paar anderen Leuten aus der Casa zum Nachtmarkt am Rande irgendeines Touridorfes. Der soll interessanter als der Mittwochs-Ex-Hippie-Markt in Anjuna und mit Live-Musik sein. Vielleicht finde ich da ja was Spannendes fuer Kind & Co., wo ich mich nicht lebenslang geissele, es gekauft zu haben. ;)

Steffen

 

Freitag, 17. Februar 2012

GOA: Auf der Suche nach dem "Golden Biker"... ;)

Natuerlich finde ich den "Golden Biker" nicht hier in Goa, denn der ist ja im Himalaya beheimatet. ;) Aber der Autor des Buches ist schon oefters hier in der Biker-Casa in Assagoa gewesen. Wie bereits erwaehnt war das Buch in Rajasthan meine recht erbaulich-witzige Lektuere, bis Hellen wieder abreiste und ihren Kindle und den "Golden Biker" mitnahm. Das war kein Vorwurf, liebe Hellen!!! :) Aber mir fehlen ja nur noch 30-40  Seiten. Allerdings kommt auf der Enfield Bullet ein klein wenig Feeling vom Buch auf, also ansatzweise. ;) Nur das ich nicht verfolgt werde...

Gestern also dann mein erster Versuch hier in Goa zu biken. Ich habe es immerhin bis an den noerdlichsten Zipfel von Goa geschafft, der wohl bei Querim liegt. Bis dahin habe ich mich im Hinterland verfahren, bin dann ueber den ueberlaufenen Sonnenbratort Arambol doch noch ans Ziel gekommen. Wann immer ich anhielt, wann immer ich irgendwo ein neumodisches Erfrischungsgetraenk zu mir nahm oder verzweifelt nach indischem Essen suchte, habe ich fast ausnahmslos nur russische Laute vernommen. Auch ein Rudel russicher Motorroller stand mir im Weg. Die hatten sich wahrscheinlich mehr als 5 km von ihrer Homebase entfernt und waren jetzt leicht verwirrt, diskutierten laut und gestikulierend am Strassenrand. Ich hoffe, sie haben wieder zurueck gefunden!

In einem Dorf mache ich eine Coke-Rast und parke das Motorrad im Schatten, gleich neben dem Miniladen. Zwei Inder machen mich auf Benzin aufmerksam, das illegal meinen Tank verlaesst. Achja, ich soll ja den Benzinhahn schliessen, wenn die Enfield laenger als 2 Minuten aus ist und steht! Nach einer Weile kommt so ein Tata-Micro-Lieferwagen des Weges. Offenbar stehe ich ihm im Weg. Der Inder unterstreicht sein Ansinnen mit "Dawai, dawai, dawai!" Ich protestiere. Wenn schon, dann soll er das in Deutsch sagen. Macht er nicht. Ich weiche trotzdem die erforderliche Anzahl von Zentimetern, damit er seinen Spielzeuglaster wie gewohnt parken kann.

Im Hinterland ist es entspannt, mir begegnen keine Horden von Motorrollern und gottseidank auch kaum  qualmende uralte TATA- oder ASHOK LEYLAND - Laster. Ganz oben in Querim gibt es einen etwa 3 Meter breiten Strand, an dem sich das tosende arabische Meer abarbeitet. Ein junger orthodoxer Jude liegt  einsam am Strand mit seiner Familie und ist so mutig, sich in die Brandung zu stuerzen. Gern wuerde ich weiterfahren, in den naechsten Bundesstaat, aber es wird dunkel und wenn ich ueber Nacht mit dem Bike draussen bleiben will, dann muss ich eine 500 - EUR - Kaution hinterlassen. Die habe ich nicht bei, ueberweisen geht auch nicht und 500 EUR in Rupien abheben... Hm, ich koennte dafuer in Delhi zwei Naechte in einem richtig teuren Hotel uebernachten. Oder 1001 Profibettler gluecklich machen. Ich gebe aber nur noch Bettlern Geld, die nicht danach fragen, mich nicht anfassen oder ausgeliehene Kinder auf dem Arm tragen. Es waere daher recht schwierig, die 500 EUR unters beduerftige Volk zu bringen.

Die Gegend um die "Casa tres Amigos" ist nachts verwirrend anzufahren, wenn man sich nicht auskennt und Hinweisschilder duenn und unbeleuchtet gesaeht sind. Und so lande ich in Mapusa (gesprochen Mapsa, 40000 Einwohner) im Feierabendverkehr. Wunderbar, besonders fuer meine keimende Bronchitis. Irgendwie finde ich den Busbahnhof, ab da weiss ich, wie es nach Assagoa geht. An irgendeiner Kreuzung sehe ich Katya aus der Casa. In der Annahme sie faehrt genau dorthin zurueck, folge ich ihr. 4 km weiter an einer Kreuzung bekomme ich eine Kommunikation mit ihr hin, denn wir stehen beide. Sie faehrt ganz woanders hin! Shit happens. Ich fahre also mit Hilfe meines noch funktionierenden Kurzzeitgedaechtnisses genau an die Stelle zurueck, wo ich Katya sah. Ab da soll es nicht mehr weit bis in die Casa sein. Ich fahre trotzdem noch einmal an der Casa vorbei, bis mich 5 wie immer unbeleuchtete Kuehe stoppen und der befragte Kuhhirt auf den nur 8 m entfernten Eingang der Casa deutet. Er sagt dankenswerter Weise nicht "Dawai,dawai!" sondern voellig unaufgeregt "Go, go."

Ich persoenlich finde ja, das die Leute aus der "Casa tres Amigos" fuer Neuankoemmlinge und Ortsunkundige einen TractorBeamStrahl einrichten sollten, um ihre Bikerschaefchen nachts heimzuholen.

Greetz
Steffen

 In der Naehe von Arambol...

dito
  
Yoda segnet mein antikes Fortbewegungsmittel...

In der Naehe von Querim




Mittwoch, 15. Februar 2012

Hippie Market? Russian Market!

Mir haben 70 min Anjuna Market gereicht. Es gibt dort nur ueberwiegend ueberteuerten Touristenramsch, alle 15 Meter wiederholt sich das Sortiment. Die Besucher sind weniger interessante Typen aus aller Welt, sondern PauschalTouris aus den ExtremTouriOrten hier an der Nordkueste Goas. Die landen auf dem kleinen Airport in Goa mit Chartermaschinen, werden in Bussen hier hingefahren und ausgekippt. Wie mir scheint verdammt viele Russen. Ich bin hier heute dreimal von Russen gefragt wurden, ob ich russisch spreche und Ihnen irgendwas erklaeren oder Ihnen helfen kann. Nun ist es aber so, das ich 1989 in einer Nacht- und Nebelaktion meine aufgezwungenen Russischkenntnisse komplett geloescht habe. Ich brauchte Platz fuer neue Sprachen, Computersprachen. ;) Ich waere gern sprachbegabter, aber mit slawischen Sprachen stehe ich auf Kriegsfuss, da behalte ich nichts von...

Die allseits geschaetzten Russen kommen also hierher, koennen kein Wort Englisch, nur weil es warm und vergleichsweise billig ist und sind  ausserhalb ihrer Gruppe meist sprach- und hilflos. Ein paar von ihnen rennen durch den Markt mit einem Taschenrechner und kommunizieren ausschliesslich damit, wenn sie Touristenkitsch zusammenkaufen. Einige Inder haben auch schon russisch gelernt, Ayurveda-Angebote haengen auch in russisch herum. Es gibt natuerlich auch coole russische Globetrotter, abseits der Pauschalkommandos. ;) Ich habe allerdings erst 4 erlebt.

Anjuna gefaellt mir nicht sonderlich, obwohl es ein paar nette Plaetze auf den Klippen gibt. Geht man ein paar Schritte weiter und schaut nach unten, dann sieht man schon oefters wilde Muellkippenklippen. Frueher, vor 20-30 Jahren, war das hier sicher mal eine coole Location. Jetzt gibt es zwar noch TrancePartys, die aber seit ein paar Jahren Punkt 22 Uhr enden (muessen). Dafuer bekommt man hier aber noch sehr oft Drogen angeboten. Ich musste heute 4 recht aufdringliche Typen mit "READ MY LIPS: N.O.!" abschuetteln. Und das im 5-min-Takt.

An meinem schlechtesten FishCurry aller Zeiten waere ich dann heute auch noch fast drauf gegangen. Nicht etwa, weil es zu scharf war, sondern mehr an den unsichtbaren Graeten der zwei Fischkadaver, die im Curry herumschwammen. Es ist hier sowieso schwer, indisches Essen zu bekommen, denn alles ist auf westlichen Geschmack ausgerichtet, also Pizza, Lasagne, FLEISCH und "German Brezels" habe ich auch schon gesehen.  Gruselig. Bin ich froh, ab morgen mobil zu sein! Ich werde Do. die Kueste Richtung Norden hochfahren und Fr.+Sa. ins Landesinnere und ggf. dort irgendwo uebernachten. Mal schauen.

LG
Steffen

PS: Uebrigens - ich habe die Kommentarfunktion des Blogs NICHT abgeschalten! ;)

"Casa tres Amigos" in Assagao (die haben auch den GOLDEN BIKER als gedrucktes 
Buch vorraetig!) Schwer zu empfehlen, wenn man mit dem Bike in Rajasthan unterwegs ist! 
Natuerlich auch so! Ziemlich strange und politisch nicht immer korrekte Story, aber sehr witzig!!!! ;)

Anjuna - Beach (vieles an und hinter der Beach MUSS ich nicht sehen
und trotzdem rutscht es in mein Blickfeld...)

Ist das ekelhaft warm hier... und soviele Weissbrote...Hm...

Anjuna - aus der Entfernung nett... ;)

Die wohl stuntlastigste Plastikfresskuh, die ich bisher sah! Da geht
es locker mal 30 Meter in die Tiefe. Wird hier etwa 
so Rumpsteak hergestellt ?!?!  

Typisch indische Musik... ;)

Dienstag, 14. Februar 2012

Hampi - Hubli - Panaji - Mapusa - Assagoa

Gestern brauchte ich von frueh bis Abend mit den Australiern, um von Hampi bis nach Panaji (Hauptstadt von Goa) zu kommen. Das sind laecherliche 350 km, aber wenn man in einen Dschungelstau mit 200 LKW's kommt, die sich beim Stauen gegenseitig ueberholen, den Gegenverkehr blockieren und dann noch von PKW's zusaetzlich ueberholt werden, dann kann es schon mal zu Verzoegerungen kommen. Schliesslich bettete ich dann doch mein Haupt in einer recht huebschen Pension in einem alten portugiesischen Haeuslein, das von einer gestrengen Patronin gefuehrt wird (Alfonsos Guest House in der St.Sebastian Road). Die Location ist schwer zu empfehlen, wenn man ab und an mal was Sauberes haben will. ;) Teurer als sonst wo ist's in Goa sowieso.

Heute frueh bin ich dann mit dem Local Bus spottbillig bis Assagoa gefahren. Einmal umsteigen in Mapusa und den richtigen Bus nach Assagoa finden, klappte zwar nicht Anhieb, aber ist mit penetrantem Nachfragen (wie immer) leicht machbar. Ja und jetzt sitze ich in der "Casa tres Amigos" in Assagoa, weit genug entfernt von den "Mallorca"-Straenden, die Goa auch zu bieten hat. Hier ist es eher verschlafen, ruhig. Ein paar Deutsche haengen herum, sind vermutlich aus dem gleichen Grund wie ich hier - hier gibts richtig gute "Enfield Bullets" zu mieten. Ich habe mir fuer Do.-Sa. so eine Kiste reserviert, will hier in Nord- und ggf. auch Sued-Goa herumcruisen. Den Rest der Zeit natuerlich ein wenig entspannnen, mich von den rueckliegenden 4 Wochen ein klitzekleinwenig erholen. ;) Und man sollte es nicht fuer moeglich halten - ich habe hier sogar vorhin den kleinen Pool benutzt! Aber der war leer und auch keine Handtuecher, die sonst die erfolgte Eroberung einer Liege anzeigen, waren zu sehen.

Hier in der "Casa tres Amigos" gibts eine Handvoll recht ansehnliche Huetten und 3 Zimmer im Haupthaus. Morgen will ich mir dann mal den legendaeren Hippiemarkt in Anjuna geben. Am Freitag ist in Mapusa dann noch ein indischer Markt, da werde ich allerdings mir den Stadtverkehr mit der "Enfield" geben. Am Sonntag nachmittag fliege ich dann wie geplant nach Delhi (2000 km), checke die Stadt dann einen vollen Tag und fliege am Dienstag zurueck ins dann hoffentlich waermere Deutschland. ;) Hehe, nur noch eine Woche Indien... :( Eigentlich gibts hier noch viel zu erreisen, besonders in Suedindien... Der Plan mit'ner Enfield hier durchs Land zu ziehen, der wird immer konkreter...

Steffen







 

Sonntag, 12. Februar 2012

Templemania

Hab den halben Tag mit zwei Enfield Bullet - Bikern aus Berlin zugebracht. Bin heute zu "schwach" (Sun & Temple - Overkill) zum Schreiben... Auch skyped ein Amerikaner hier nebenan mir die Ohren blutig...Daher nur Bilder aus den "TempleFields" in und um Hampi Bazaar...











Samstag, 11. Februar 2012

Hampimania

Die Hampi Area, das ist voll das, was ich gesucht habe. Hampi Bazaar, das ist zwar nur ein kleines Kaff entlang einer staubigen Strasse zwischen zwei gigantischen Tempelanlagen mit ein paar bescheidenen Unterkuenften (Guesthouses & StayHomes). Aber die Landschaft, in der es liegt... Hier stimmt einfach die Mischung, wenn ich mir mal den ueblichen Touritand wegdenke, den es hier natuerlich auch gibt. Hier habe ich sogar Mitleid mit den Rikschafahrern, weil hier fast jeder Fremde im Dorf oder zu den weit verstreuten Tempeln laeuft, radelt oder mit dem Moped faehrt.

Ich hatte schon im LP vom "Mango Tree" gelesen, das liegt ausserhalb vom Dorf, in einer kleinen Bananenplantage, direkt ueber dem Fluss.  Man sitzt barfuss auf dem Fussboden auf Bastmatten und geniesst sein Fruehstueck (Yippie, sie haben Pineapple Porridge!!!). Wow, da kommt fast Urlaubsfeeling im eigentlichen Sinne auf. ;) Wenn da nicht die Fliegen waeren, gegen die ich im Wettkampf mein Fruehstueck siegreich inhaliere.

Auf meinem Morgenspaziergang ins "Mango Tree" traf ich schon Susan & Dave und zwei Inder, die ein paar alte und natuerlich unversicherte Mopeds verleihen. Bei einem werde ich fuendig.Vom Outfit her haette ich nicht schlecht auf einer 500er Enfield Bullit ausgesehen, muss mich aber mit einem alten 50 oder 100 ccm Automatikroller begnuegen. :(  Bremsen und Profil so lala, aber immerhin ein Rueckspiegel. Der 12-jaehrige Moechtegernvermieter schuettet noch 2 Liter Benzin in den Tank. Fuer mich sieht das aus wie Orangenlimonade. Ich erkunde ein paar Tempel in der Gegend, den Vitthala Temple hebe ich mir fuer morgen auf, denn der liegt noch fast im Dorf.

In Hampi Bazaar und im Nachbardorf versuche ich vergeblich an Frischgeld heranzukommen - die ATMs moegen meine zwei VISA-Karten nicht oder sind leergesaugt von anderen Fremdlingen, die Bargeld brauchen. Ich entschliesse mich in die naechst groessere Stadt Hospet zu fahren. Das sind 13 km. Keine Ahnung, ob da 2 Liter Limonade reichen, aber ich bin mir im Klaren darueber, das ich dort auf den echten indischen Verkehr treffe. Da wird es nicht so gemuetlich wie hier auf dem Land zugehen. Die zwei ersten Automaten in Hospet moegen meine Kreditkarten auch nicht. Was ist hier nur los? Hat jemand mein Konto ueberzogen? Ich schwimme im Strom der TukTuks, KamikazeBusse, Gelaendewagen, Mopeds und Ochsenkarren durch die Stadt, bis es mich in ein muslimisches Viertel spuelt. Hier frage ich mich erneut durch, bis ich einen schwer getarnten ATM gezeigt bekomme. Und der spuckt auch ohne Probleme 15000 Rupien aus, das sollte eine Weile reichen. Jetzt nur noch zurueck durch die Stadt kaempfen, meine Hupe ist laecherlich leise, die geht im Strassenlaerm unter und ist keinerlei Hilfe. Irgendwie schaffe ich es wieder raus und in Richtung Hampi.

Der Rueckweg ist entspannt, ausser das ich ein Kleinkind fast vom Stuhl schubse, weil ich an die gekuehlten  Getraenke an einem Strassenstand ran will. Das Kleine heult auch gleich los und ich entschuldige mich gebaerden- und wortreich. Das Kleine und seine Geschwister bekommen je ein Pokomonstickerset von Hellen, das sie mir da gelassen hatte. 6 km vor Hampi geht mir die Orangenlimo aus! Ich stoppe den naechst besten Motorradfahrer und bitte um Benzin oder Hilfe. Der gute Mann schaltet erst mal auf Reserve an meinem Moped um (hat meine Triumph Tiger zuhause nicht mehr, aber kenne ich von frueher;). Ich soll ihm folgen, im naechsten Ort gibt es eine Tankstelle. So weit komme ich nicht. Er fragt nach einer Flasche, ich gebe ihm eine halbvolle Flasche Wasser, das er austrinkt, auschuettelt, ausklopft.

Er zapft von seinem Moped so 200 ml Benzin. Jetzt bin ich gespannt, wie der Vergaser mit den Restwassertropfen aus der Flasche fertig wird. Der Motor springt an! :) Wow. Kurz vor dem naechsten Ort wuergt der Motor dann wieder ab. Ein Bekannter meines Helfers kippt das Moped zur Seite, auf das das Restbenzin den Weg zum Motor findet. Wieder faehrt das Moped an, ich schaffe es bis zur Tankstelle. Mein hilfreicher Zufallsmopedfahrer verabschiedet sich, moechte kein Geld. Er sagt er waere Lebensversicherungsvertreter. Na das passt ja! Hat die Allianz gut hinbekommen! So just in time! Ich bedanke mich ausgiebig. Nach dem Tanken (1 Liter) springt die Muehle wieder nicht an! Ich schaetze das ist dann jetzt vielleicht das Restwasser aus der Wasserflasche. Drei junge Muslime kommen auf einem Moped des Weges  und fragen, ob sie helfen koennen. Ich sage da nicht nein. Einer zieht den Benzinschlauch ab, saugt ein wenig ab, ruettelt, schuettelt und zaubert und schon springt das Mopedchen an! Danke Jungs! Auch die wollen nichts Rupienartiges. Was ist heute nur los?!? Mein ganzes Indienbild geraet ins Wanken...

Kurz vor Hampi komme ich an einer kleinen Tempelanlage, dem Chandikeshvar-Temple vorbei. Der Tempel  ist voellig leer. Dachte ich. Im hinteren Teil machen 5 junge Saris und ein Junge Picknick. Sie essen irgendwelche Beeren, haben die ganzen Haende davon voll und wollen fotografiert werden, again and again. Ok, ich habe mir vorgestern eine neue 4 GB Speicherkarte gekauft, warum nicht! ;) Und die 6 letzten Pokomonstickersets werde ich auch endlich los! ;)

Wenn ich heute keinen Sonnenbrand bekommen habe, dann bekomme ich hier keinen mehr. Ganz schoen fertig wanke ich in meine Zelle, 20 min Siesta, Moped zurueck bringen und ins "Mango Tree" schlendern. Da sitzen auch Susan und Dave und ihre Freunde. Susan meint, der junge Typ aus unserem gemeinsamen Guesthouse hat das Auto fuer Montag noch nicht mal bestellt, weil ich es mir angeblich anders ueberlegt habe. Habe ich aber nicht! Auch habe ich nicht wieder mit ihm gesprochen. Shit. Wir wollen uns morgen 9 Uhr treffen und die Lage checken. Jetzt schaue ich nochmal in den gigantischen Pyramidentempel hier im Dorf. Da sind gestern Abend Pilger reinmarschiert, die uebernachten vermutlich im inneren Tempelhof, das sah da gestern Nacht wie ein Feldlager aus. Ist bestimmt interessant, sich da drunter zu mischen, Hauptsache das gigantische Hauptor des Tempels geht nicht zu... ;)

Nacht

Morgens am Fluss, Naehe Hampi... 

dito

dito

Erster Bikerversuch...


Freitag, 10. Februar 2012

Von Kochi ueber Mumbai nach Goa und weiter nach Hampi...

Statt 1,5 Tage wahlweise Bahn oder Bus habe ich das 900-km-Logistik-Problem mit SpiceJet schneller geloest. So gern ich Zug mit Indian Railways fahre, aber die Dinger sind meist lange im Vorraus ausgebucht und man kommt meist nur auf die Warteliste. Waehrend der eine Gewuerzbomber puenktlich abhob, zierte sich der zweite in Mumbai mich wieder gen Sueden zu transportieren. Das bedeutet drei Stunden Warten zwischen der indischen Mittelschicht, die pausenlos wichtig in ihre Handys bruellt und deren Kinder schreibloeckend an die Glasscheiben des Gates trommeln, wann immer ein Auto oder Flugzeug vorbei gefahren kommt. Ich mag Kinder, am liebsten natuerlich mein eigenes, aber bei diesen verzogenen Plagen hier zuckt mein Bein immer dann rhytmisch, wenn so ein laermender Kurzer vorbeischreilaeuft. Aber ich habe mich im Griff, stelle keinem der lieben Kleinen ein Bein.

Ich hielt bis vor kurzem immer GOA fuer eine Stadt. Tatsaechlich ist es der kleinste indischer Bundesstaat.Die Region war rund 450 Jahre lang portugiesische Kolonie mit allem was dazugehoert (Ausbeutung, Inquisition...) und weist daher eine besondere kulturelle Prägung auf. Kaum ein indischer Bundesstaat ist kulturell so nachhaltig von einer europäischen Kolonialmacht beeinflusst worden wie Goa. Dies zeigt auch der hohe katholische Bevölkerungsanteil. Und die vielen Kirchen, besonders die in Old Goa, der ehemaligen Hauptstadt von Goa. Heute heisst die Hauptstadt Panaji. Und genau hier lasse ich mich von einem halb illegalen Taxifahrer absetzen, finde aber absolut kein Zimmer. Erst nach dem 10. Anlauf, aber dann ist es gerade mal so hoch wie ich selbst, das Zimmer. Mein uebersichtliches Haupthaar streift staendig an der Zimmerdecke entlang, mein Skalp bleibt jedoch nicht an der derselben haengen.

Ich buche mir noch wahrend der Ankunft bei Paulo Travels einen Nachtbus nach Hampi. Heute (08.02.) ist er schon voll, aber morgen Nacht geht noch was. Panaji mutet sehr europaeisch an. Sicher ist der Verfall auch hier zuhause, aber die Stadt ist fuer eine indische Stadt verdammt sauber. Sogar die Abwasserkanaele scheinen nur fuer den Regen da zu sein, sind komplett clean. Wer also mit dem staendigen Schmutz und Dreck in indischen Staedten nicht klar kommt, der kann sich behutsam in Panaji dem Thema annaehern. ;)

Den einen Tag bekomme ich locker in Panaji herum, lasse mich in dem sehr ueberschaubaren Hauptstaedtchen treiben. Selbst der Verkehr scheint hier besser geregelt zu sein - es gibt Ampeln und sie werden sehr oft auch ernst genommen. Seit geraumer Zeit ist sogar fuer den Fahrer und Beifahrer Gurtpflicht angesagt, was den Fahrer kurz vor der Kontrolle immer aehnlich hektisch zum Anschnallen bringt, wie ich das von anderen Personen kenne. ;)) Ich haette ja gern eine Bootstour auf dem Mandovi gemacht. Nicht wegen den Missisippi-Casinoschiffen, sondern den Delphinen in der Meeresmuendung. Alles, was wie ein Ausflugsboot aussieht, startet aber erst abends. Da steige ich in den Nachtbus.

Geworben wird mit komfortablen VOLVO-Bussen, was da aber vorfaehrt, ist irgendwas Anderes. Innen gibt es wenig Sitzplaetze, dafuer wurde die normale Bushoehe mit einer zweiten Ebene unterteilt, in der es Zweierkojen gibt. Ich lande auf einem Sitz auf dem hinteren Radkasten, was schon nach einer Stunde sehr unbequem wird und ich habe insgesamt noch 12 h vor mir. Shit, ich haette gern eine Liegekoje gehabt, auch wenn ich nicht steuern kann, mit wem ich da kuscheln muesste. Aber das wurde nichts, alles ist ausgebucht, ein Upgrade-Ansuchen an das unfreundliche Personal von Paulo Travels wird daher abgelehnt. Kaum unterwegs gibt es einen handfesten Streit zwischen einer Britin (die die ganze Zeit ihre Koje 6 sucht) und einem ruepelhaften Busbegleiter (sieht aus wie Dominique Horwitz, nur duenkler). Er schreit sie an und sie fragt ihn schreiend, warum er sie denn so anschreit. Das kann ja eine richtig schoene indische Butterfahrt werden. Das Personal haelt ab und zu an, wenn es Lust drauf hat, dann wird das Licht angeschaltet und alles herausgetrieben. Im Bus sind ueberwiegend junge Globetrotter. Anfangs sind sogar noch alle Kojen leer, aber die restlichen Leute kommen nach einer Stunde Fahrt dazu, z.B. 4 korpulente franzoesische Frauen um die 55+, die ihre Kissen und Bettzeug auspacken und im Heck des SchlafSchuettelKreuzers verschwinden und dort scharchend bleiben. Neben mir bahnt sich das naechste lautstarke Drama an: In einer Koje fragt ein junger Israeli, ob der indische Horwitz ihm dabei helfen kann, das Fenster zu schliessen. Der explodiert foermlich! Er meint, der Israeli hat das Fenster mit roher Gewalt aufgemacht und er soll sein Gehirn benutzen es wieder zu zu machen. Beinahe kommt es zu einer Schlaegerei. "Horwitz" meint noch, das es immer Probleme mit den "Israeli People" gibt. Ich glaube es gibt hier nur ein Problem - den Busbegleiter, der hier staendig ausflippt!

Irgendwann ist Ruhe, der Bus ruettelt uns quer durch Indien, 350 km ins Landesinnere. Es ist Vollmond. Schoene Scherenschnittlandschaften ziehen an mir vorbei. Ich kann hier nicht schlafen, bekomme in dieser beknackten Sitzhaltung Knieschmerzen, was sonst nie der Fall ist. Ich nutze jede noch so kleine Rast und laufe soviele Runden um den Bus, wie die Pause hergibt. Einmal stolpere ich ueber eine nicht vorschriftsmaessige geparkte Kuh. Die muht kurz herum, was das soll und schlaeft weiter. Manchmal hupt der Fahrer kurz, laesst den Bus an und faehrt stueckchenweise vorwaerts. Soll bedeuten, die Leute sollen sich beeilen. 4 Anfahrtversuche und eilig in den Bus enternde Passagiere ist das normale Abfahrtprozedure. Wer ein Road Adventure wollte, der bekommt es hier! ;) Ich hatte dabei aber Anderes im Sinn - z.B. mit einer "Enfield Bullit" ueber die indischen Highways cruisen. Stattdessen bin ich mit "PAULO TRAVEL - The Holidaymakers" unterwegs. Also ich mit ein paar Australiern und Isrealis vor dem Bus bei einer Willkuerpause stehe, mache ich den Vorschlag, den Aufkleber an der Stelle "Holiday" mit "Trouble" zu ersetzen. Guter Plan, alle stimmen zu, aber der Bus hupt schon wieder und jetzt gilt es aufzuspringen.

Irgendwann gegen 7 Uhr erreichen wir in einem Stueck HAMPI. Die Gegend ist phaenomenal, berauschend, gefaellt mir auf Anhieb. Ich hatte nur ein Tempelbild im Lonely Planet gesehen, aber die Landschaft mit ihren gigantischen Felsbrocken, die Zyklopen zwischen die Palmen gekegelt zu scheinen haben, die ist einfach nur umwerfend. Und dann die Tempel dazwischen... Das hat so ein bisschen was von Angkor Wat. Ok, ich war doch nicht dort, aber ARTE und Lara Croft! ;) Ich glaube hier bekomme ich locker die 3 geplanten Tage herum, muss mich nur um die Rueckreise nach Goa rechtzeitig kuemmern. Das mache ich noch, waehrend ich auf mein vorab telefonisch reserviertes Zimmer warte. Aber auch hier komme ich nur max. auf die Warteliste fuer den Zug nach Goa am Montag frueh. Nochmal mit PAULO TRAVEL? Wenn ich eine Schlafkoje bekommen wuerde, waere das ja ok. Aber nachts bei solch einem Verkehr ohne Regeln und den unbeleuchteten Kuehen erneut zu reisen, das widerspricht sowieso meinen Reisegrundsaetzen und endet in Afrika meist mit toedlichen Unfaellen. Und hier fahren sie genauso regellos, nachts waren viele LKWs unterwegs, die fast alle im Akkord fahren, keine Pause machen koennen, duerfen.

Der Sohn der Herbergsmutter meiner heutigen Absteige "Padmas Guest House" hier in Hampi Bazaar kennt zwei Leute, die mit dem Auto am Montag zurueck nach Goa fahren wollen. Wenn ich Interesse habe, informiert er sie. 10 min spaeter sitzen sie am einzigen Tisch der Veranda. Dave und Susan, so 50+, kommen aus Australien. Wir sprechen die Abfahrt und den Preis durch. Von einem kleinen Tata Indica, der angeboten wird, rate ich ab. Da passen nur zwei Erwachsene mit Gepaeck rein, das habe ich mit Hellen zweimal gemacht. Ich schlage also vor, etwas Groesseres zu nehmen, auch wenn der Preis dann steigt. Fuer mich ist es dann immer noch preislich ok. Dave stimmt mir zu, das wir dann auch mehr Knautschzone haben. Er hat sogar heute Geburtstag und Susan sagt, sie habe ihm NICHT mit "Happy Birthday" sondern mit "Hampi Birthday" gratuliert. ;) Ok, meine Rueckreise waere geklaert und ich sehe dann sogar was von der Landschaft.

Nach 3 h Schlaf durchstreife ich Hampi, Ich nehme mir fuer heute den Virupaksha- und den Krishna-Tempel vor. Ersterer ist ein gut besuchter Pilgerort. Die ganze Gegend hier war im 16.Jahrhundert eine Großstadt, Hauptstadt eines bluehenden Hindu-Reiches, das dann muslimische Herrscher zerstoert haben. In der Gegend hier  gibt es noch eine Menge anderer Tempel, aber in der Hitze und bei den Muecken will ich es nicht am ersten Tag übertreiben.

Da kommen mir vier Mopedfahrer entgegen. Woran erkenne ich sofort, das das Russen sein muessen? An dem angepissten Gesichtsausdruck? Dem ruecksichtslosen Fahrstil? Ich hatte in Kochi schon einige gesehen. Normalerweise fliegen die in Goa ein und machen Party am Strand - so wie ueberall, wo es warm ist. Aber es haelt sich im bisher von mir besuchten Indien in Grenzen. Ich habe nichts gegen Russen, aber sie sollten sich endlich mal benehmen lernen. Das gilt auch fuer kampfsaufende Briten oder dummdreiste deutsche Pauschalis. Wenn man sich nicht benehmen, nicht auf andere kulturelle Gepflogenheiten Ruecksicht nehmen kann, dann soll man einfach mal die Fresse halten oder zuhause bleiben.

Ich setze mich jetzt noch an den traumhaften Fluss, der hier unterhalb der Ruinen vorbeiplaetschert...

Steffen

Lakshmi, Elefantendame des Tempels, Segnet die Pilger...

Irgendwo in den Temple Fields...

Yoda im Krishnatempel...

Krishnatempel...

Reisefeierabend

Virupaksha-Tempel


Fluss unterhalb Hampi Bazarr

Freiluftfrisoer

Dienstag, 7. Februar 2012

Fort Cochin & Mattancherry experience

Gestern bin ich nur im touristischen Fort Cochin herumgestolpert. Heute teilweise auch, bis mich ein Rikschafahrer mit dem (fuer ihn) sicher extrem witzigen Spruch "Hey black man, I have a Ferrari and you need a Cochin sightseeing trip! Right?" aufgabelte. Hm, eigentlich ein wenig zu daemlich fuer meinen Geschmack, aber warum nicht. Bevor ich in der Knallsonne alle Sehenswuerdigkeiten selber suchen muss, kann das auch gleich der Rikschafahrer machen, dessen Ferraririkscha nicht mal rot ist. Zuerst faehrt er mich in eine Waescherei. Hier wird die Waesche wie die letzten Jahrhunderte gewaschen und dann mit 10 kg schweren erhitzten Stahlbuegeleisen platt gebuegelt. So muss es wohl meiner Schwarzwaesche vorgestern ergangen sein. Die naechsten Rikschafahrer schleppen die naechsten Touris an. Ok, eine AbhakStation haben wir fertig. Es folgt ein JainTempel. Ich lasse mein Zeugs nicht unbeaufsichtigt draussen liegen und was kann es Besseres geben als den Haupt-JainTempel in Ranakpur? Weiter geht es zu einem Durgatempel im Stadtteil Mattancherry. Hier sieht es doch indischer aus, auch wenn ich in Fort Cochin die huebschen portugiesisch-hollaendischen Kolonialhaeuser (jetzt meist Hotels oder Shops) auch nicht schlecht fand, aber ich will ja Indien sehen. Mattancherry gefaellt mir, wir rasen nur leider durch zum naechsten Stop, dem Mattancherry Palace.

Den hatten 1555 die Portugiesen gebaut und dem hier ansaessigen Raja geschenkt. Klar, sie wollten an die Gewuerze und sonstige begehrte Rohstoffe ran, haben sich also im grossen Stil eingeschleimt. Spaeter uebernahmen die Hollaender den Palast, renovierten ihn. Weiter gehts zum hollaendischen Friedhof, der leider geschlossen ist. Eine Gewuerzverarbeitungsfirma ist das naechste Ziel. Hier liegt tonnenweise Ingwer zum trocknen im Hof. Sehr altes baufaelliges Gebaeude. Die Gewuerze steigen einem extrem in die Nase. Ich kaufe hier einen Packen Masala-Gewuerze, will zuhause auch meinen MasalaTea schluerfen, was ich mir in Rajasthan angewoehnt habe. Der Rikschafahrer war bis jetzt ganz ok, jetzt faengt er an, mich in teure Geschaefte zu fahren. Im einem Shop bekommt er Benzingutscheine, wenn er Touristen anschleppt. Da ich aber sehr schnell wieder raus bin und nichts kaufe, bekommt er keinen. Ich mache ihm klar, das ich ihn fuers Fahren bezahle und wenn das nicht reicht, muessen wir die Rikscha wechseln.

Ich moechte jetzt zur Kirche St.Francis, da wo Vasco da Gama, der hier starb, 14 Jahre herumlag, bis er nach Lissabon ueberfuehrt wurde. Auch hier muss man die Schuhe ausziehen, mache ich nicht, bleibe im Eingang stehen. So toll sieht die angeblich erste Kirche auf indischen Boden nun auch nicht aus. Ein aelterer Inder unterhaelt sich mit mir, Smalltalk, aber sehr nett. Er ist einfach nur am Leben in Europa interessiert, fragt nach dem "Woher" und "Wohin" und berichtet auch stolz von seiner Tochter, die Lehrerin an einer Schule in Delhi ist. Diesen Art von Austausch ohne geschaeftlichen Hintergrund mag ich, ist mir leider noch nicht allzu oft passiert.

Der Rikschafahrer, ein 25-jaehriger Moslem, dessen Namen ich vergessen habe, moechte erneut ein Geschaeft mit mir besuchen. Dort bekommt er ein kostenloses T-Shirt. Ok, aber dann will ich ihn loswerden. Diese StartStoppSightSeeing nervt mich zunehmend, ich will das lieber allein machen. Ich verlange nach einem fliegenden Teppich, um den Laden so schnell wie moeglich wieder verlassen zu koennen. Man zeigt mir stattdessen Teppiche, die einfach nur der Erdanziehungskraft gehorchen! Die sind zwar sehr huebsch, ist aber nicht mein Style. Ich verschwinde wieder. Der RikschaMan bekommt sein T-Shirt und ich meine Ruhe. Ich frage nach Elefanten, weil ich heute eigentlich in eine 50 km entfernte Elefantenschule wollte, das aber verpennt habe. Heute Abend findet in Stadtteil Mattancherry ein Fest statt. Da treten Elefanten auf. Am Meer probiere ich eine lokale Spezialitaet. Das tat ich gestern schon und es schmeckte seltsam. Heute bekomme ich einen Huehnerknochen mit ein wenig Fleisch tief in einem Reishaufen verbuddelt, in dem alle dem Koch zur Verfuegung stehenden Gewuerze landeten. Hm, ich esse es halb auf, weil ich Hunger habe.

Als ich durch ein mir unbekanntes Viertel laufe, hoere ich laute martialische Marschmusik. Das kommt aus einer Maedchenschule. Die Tuer vom Portal ist angelehnt. Ich wage mich da mal rein. Auf dem Hof dieser christlichen Schule exerzieren so ca. 12-jaehrige Maedchen wie US-Marines zur ebenfalls von Schuelerinnen gespielten Marschmusik. Wow, was fuer ein Drill! Werden die zu christlichen Gotteskriegerinnen ausgebildet? ;)

Ups. Hier im I-Cafe winken links und rechts Israelis und Niederlaenderinnen extatisch in die Skype-WebCams. WIE SOLL ICH MICH DENN DA KONZENTRIEREN !?!?!? 

Nach meiner Siesta mache ich mich auf und fahre mit der Faehre fuer ganze 2 Rupien zur naechsten Halbinsel, die Veepyn heisst. Da gibt es am Ufer auch ein paar dieser uralten und nur mit 4 Mann zu bedienenden Fischernetze. Einige davon aber schon arg zerstoert und nicht mehr benutzbar. Es ist heiss und ich fahre fuer 2 Rupien zurueck. Gegen Abend erinnere ich mich an das Fest in Mattancherry. Da moechte ich hin! Das war die beste Entscheidung des Tages! Das Hindu-Fest findet einmal im Jahr statt und einen gigantischen Elefanten in Festschmuck sehe ich in einer Gasse. Vor ihm spielen halbnackte Maenner ohrenbetaeubende Musik auf Trommeln und antiken Blasinstrumenten. Wow. Das ist kein Touristenspektakel, denn ich sehe hier keine Touristen. Die haengen drueben in Fort Cochin in ihren klimatisierten Restaurants und Hotels ab. Das ist gut so. ;) Ich schaue dem Elefanten, den Musikern, dem indischen Publikum in wunderbar bunten Kleidern fasziniert zu. Ich surfe durch die Gassen, die mit querstehenden Rikschas abgesperrt sind. Ich glaube ich tauche zum ersten mal richtig ein in dieses Indien. Und so wie das hier aussieht, koennte ich mich in dieses Land verlieben. Also gleich nach Afrika. ;) Das Schoene hier - ich werde kaum wahr genommen. Sonst ist das leider der Fall, schon mal wegen meinen schwarzen Klamotten, der Weste mit den 1000 (vollgestopften) Taschen, die man schon oefters als militarisch :( hier gedeutet hat (steht aber Outdoorweste drauf!) und natuerlich Yoda, der immer aus meiner Hosentasche nach dem Rechten schaut.

In einer anderen Gasse ist ein kleines Theater aufgebaut, wo kleine extrem auf erwachsen geschminkte Maedchen als Tempeltaenzerinnen  auftreten. Ihre Muetter halten das auf ihren Handys fest. An einem Schrein, wo die Glauebigen in einem Behaelter Salz anhaeufen und beten, tauche ich in den bunt-froehlichen indischen Menschenstrom ein, der mich irgendwann an den anderen Rand der Gasse spuelt, von wo ich fasziniert das Geschehen beobachte und dann auch etwas abseits festhalte. Auf dem Rueckweg, in einem anderen Viertel, treffe ich  ebenfalls auf Musikkapellen und lebensfrohe Taenzer. Es interessiert hier niemand, das ich filme, fotografiere. Man wird sogar sehr oft freundlich angelaechelt. In Afrika haetten sie mir die Cams oder haufenweise Geld abgenommen. Sehr entspannt hier. Ich denke mal, es wird fuer mich irgendwann einen "Indien Trip Reloaded" geben. Ist ja ein riesiges Land und ich habe und werde nur einen Bruchteil davon sehen.

Morgen frueh dann den richtigen Bus zum Flughafen Ernakulam erwischen und ueber Mumbai nach Goa fliegen. Mal sehen, wie ich von da nach Hampi komme...

Greetz
Steffen








Montag, 6. Februar 2012

Von Alappuzha nach Fort Cochin

Nach dem Waeschewunder bin ich sofort zum Busbahnhof rikschanisiert und habe mich auch sofort in den falschen Bus gesetzt. Man sollte eben wie bisher immer mehrere Meinungen einholen. Beim 2.Versuch war es dann auch der richtige KamikazeBus nach Ernakulam. Dieses Mal sass ich hinter dem Fahrer und habe 2 BeinahCrashs mal auf HD-Video gebannt. ;) Das scheint dem Busfahrer, der auch hinten Augen hat, ein wenig zu kraemen, aenderte aber nichts an seinem Fahrstil. Waehrend bei uns Busse von Autos und Motorraedern ueberholt werden, ist es hier genau anders herum. Und machen das zwei Busse gleichzeitig und naehern sich dabei unaufhaltsam an, dann, ja dann wird es eng. Aber ich glaube fest an meine Schwarmtheorie den indischen Verkehr betreffend. Eine indische Familie mit zwei kleinen Jungs nehmen neben mir Platz. Natuerlich entdeckt der eine Junge meinen Begleiter Yoda in meiner Hosentasche. Ich zeige ihm den ganzen Jedi und schenke ihm und seinem Bruder eines von Hellens Pokomon-Sticker-Sets. Die beiden sind hocherfreut und koennen auch noch echt staunen, als wir ueber eine grosse Bruecke die Backwaters und dann den Hafen bei Ernakulam passieren. Einer der kleinen Bengel traegt mir auch noch meine Wasserflasche nach. Suess.

Ich bin natuerlich zu weit gefahren, haette schon vor Ernakulam abspringen sollen. Allerdings bin ich kein Insider und im LP stands auch nicht. Also mit der Rikscha ca. 6 km zuruecktuckern. Das "Royal Grace Tourist Home" ist wie beschrieben - es hat viele sehr einfache Zimmer und ist sauber, also gediegener Backpackerstandard. Der  Besitzer (?) ist sehr interessant, eine Art indischer Klaus Kinski, also in den Phasen, wo der Klaus ganz leise redet. Die Frisur ist aehnlich, aber indischer und er traegt eines der hier ueblichen Riesengeschirrtuecher anstatt einer Hose. Er weisst mich mehrmals darauf hin, das sich um Punkt 23 Uhr die Tueren schliessen und ich dann nicht mehr reinkomme. Das laesst er sich dann auch unterschreiben.

Ich laufe erst mal planlos in Fort Cochin herum. Das hier ist eine Ansammlung von Inseln und Halbinseln, Fort Cochin ist dabei der interessanteste und historischste Teil. Nur leider auch schwer ueberlaufen, wie mir scheint. Soviele Touris habe ich sonst nur in Rajasthan zuweilen gesehen. Die Uferpromenade ist davon besonders betroffen. Die ist zwar nur mittelmaessig zugemuellt, aber Sonnenuntergang und die ca. 10 historischen chinesischen Spezialnetze geben ein paar gute Bilder ab. Ich besuche auch die Haendler, die sich ueber jedes kleine Fischerboot stuerzen, das mit seinem Fang anlandet. Und dann geht das Feilschen los. Ein junger Mann traegt einen toten MiniHai in der Plastiktuete spazieren. Ich will den aber nicht sehen und mir auch nicht zubereiten lassen.

Ich ueberlege schon den halben Tag, wie ich die 800 km bis nach Goa bewaeltige. Mein Favourit ist ja die Indian Railways. Die Busfahrer hier in Kerala haben ja alle ein Rad ab! Selbst wenn die Fernbusse besser fahren, die anderen tun es bestimmt nicht! Ich checke trotzdem die Moeglichkeiten. Alle entsprechenden Zuege fuer Mittwoch sind ausgebucht. Man hat dann nur noch die Chance am Abfahrtstag am Bahnhof sich anzustellen und einen stornierten Platz zu erwischen. Das hat wohl "damals" auch der nette I-Cafe-Typ aus Varanasi fuer unseren Nachtzug nach Agra gemacht.Ich probiere es mit der Bier Airline (Kingfisher), die soll laut LP ja einen Direktflug von Ernakulam nach Goa im Flugplan haben. Haben sie aber nicht, sind ja auch irgendwo in Zahlungsschwierigkeiten, wie ich hoerte. Also nehme ich einen Flug von SpiceJet, sowas wie RyanAir. Allerdings muss ich mit denen erst nach Bombay "hochfliegen", um dann mit einem Anschlussflug wieder nach Goa "runter" zu SpiceJetten (insgesamt 2000 km). Fuer 63 EUR ist mir das recht, Hauptsache ich bekomme einen Sitzplatz. ;)

Na dann, muss mich sputen, sonst laesst mich der indische Klaus nicht mehr rein...

Nacht