Sonntag, 29. Januar 2012

Bei den putzigen Zwergen in Ranakpur

Gestern sind wir von Jaisalmer ueber Jodphur nach Ranakpur (430 km) aufgebrochen. Das ging wieder am schnellsten mit einem Taxi, da Ranakpur nicht direkt oder selten mit Bussen angefahren wird und uns das zuviel Zeit kosten wuerde. Dafuer kann man das Taxi auch stoppen, wo und wann man will.

Laut "Lonely Planet" gibt es 200 m neben den Jain-Tempeln in Ranakpur ein kleines staatliches Hotel "Shilbi", das sicher schon bessere Tage erlebt hat. Es ist ziemlich heruntergekommen, aber sehr ruhig. An der kleinen Rezeption hoeren wir eine Stimme, sehen aber zunaechst niemand. Ein kleiner runzliger Mann mit Schnurrbart macht sich bemerkbar. Er ist hocherfreut endlich Gaeste beherbergen koennen! Wir sind seit Tagen die ersten, die hier einchecken. Das Zimmer sind ok, ich wuerde mal sagen guter westafrikanischer Standard. Wir muessen ja hier nur schlafen und duschen. Die Dschungelgeraeusche draussen entpuppen sich als echt, keine vom Hotel eingespeisten MP3-Geraeusche. Papageien gibt es wie Spatzen, Pfaue koennen hier fliegen und Affen und Hunde gibt es eh immer und ueberall. In der Naehe soll es sogar Leoparden, Woelfe und Nasenbaeren geben. Strom gibt es allerdings erst ab 17 Uhr. Und - kaum zu glauben, aber warmes Wasser fuer eine Dusche ist in der Pipeline! Aber erst mal schnell in die JainTempel, die machen 17 Uhr dicht fuer Besucher.

In Ranakpur stehen drei wunderbare Tempel der Jains. Da zieht man sich auch schon mal die schweren Trekkingstiefel aus, entfernt alles Lederartige was man bei sich traegt (Guertel, Geldboerse), Waffen und Schuhe sowieso und betritt die einzigartigen Tempel. Eine katholische Kirche wirkt dagegen wie ein duesterer Tuckenladen, wo Maenner in Frauenkleidern das absondern, was sie oft selbst nicht leben. Die Jains sind radikal anders: sie lehnen das Toeten jeglichen Lebens ab. Alles Leben ist gleichwertig. Sie tragen zuweilen sogar Mundschutz, um keine Bakterien, Mikroben zu killen, kehren den Boden, bevor sie darauf laufen, um ja kein noch so winziges Lebewesen zu toeten. Gleichzeitig sind sie jedoch sehr geschaeftstuechtig und daher oft reich. Ihr Essen ist natuerlich streng vegetarisch, es gibt nicht mal Kaese oder Ei. Indien ist sowieso ein Vegetarierland, die Inder in Deutschland kochen alle falsch, denn da gibt es fast jedes Gericht mit Fleisch.

Mehr zum Thema Jainismus HIER

Die Verbindung hier ist zu lahm zum Hochladen von Bildern, daher hier ein paar GooglePictures von den Tempeln in Ranakpur.

Der Jain-Haupttempel ist faszinierend. Ich nehme den kalten Marmorboden barfuss gern in Kauf und kann mich an den kunstvollen Saeulen und Reliefen nicht satt sehen. Das hat Groesse, das ist ein Religionsbau der edel ist und dabei nur mit der Farbe Weiss auskommt. Kein Kitsch, kein Tand, keine Verschwendung. Alles scheint  aus einem Material, einem Guss. Von weitem sehen die Tempel wie "de luxe - Kleckerburgen" aus, erinnern mich an die alten Sindbad-Filme, die mit den genialen Ray Harryhausen - TrickAnimationen! ;) 

Zurueck im verwunschschlafenen Hotel checken wir auf der Steinveranda den Sonnenuntergang. Hunger macht sich breit. Ob das kleine Hotel-Maennlein etwas zu Essen hat? Hat er, sagt er. Wir nehmen im kleinen Speisezimmer Platz. Ein zweiter kleiner Mann kommt vorbei, verschwindet nebenan vermutlich in der Kueche. Es rumpelt und klappert, zwischendurch hoeren wir inbruenstige Hochziehspuckgeraeusche und hoffen instaendig, das dies keine Zutat zum bestellten Essen ist. Nach geraumer Zeit taucht ein dritter kleiner Mann mit einer Pudelmuetze, Wattejacke und unserem Essen auf. Jetzt sind es also schon 3 Zwerge. Vielleicht haben sie ja auch noch alle 1,40 m - Frauen, die in der Kueche arbeiten? Nein, ich schaetze die sind vor Jahren verstorben. Seitdem sind die Zimmer wohl auch nicht mehr grundgereinigt wurden.    

Hellen bemerkt, das dies kein 3. Zwerg ist, sondern der urspruengliche Rezeptionszwerg, der sich nur verkleidet hat, um mehr Hotelpersonal zu simulieren. Stimmt, jetzt faellt es mir auch auf. Also doch nur 2 Zwerge, zwei Gaeste und ein fast leeres, altes Hotel. Wir finden dies trotzdem sehr angenehm und sehr exklusiv. Die zwei ruehrigen Zwerge haben ein wohlschmeckendes indisches Essen aufs Blechtellerchen gezaubert. Das Gemuese ruehren wir natuerlich nicht an, da war ja Wasser dran und auf 2-3 Tage Flitzekacke verspuert von uns wirklich keiner sonderliche Lust.

Endlich mal ein ruhiges Hotel, auch wenn es sehr kalt im Zimmer ist.

LG
Steffen
  


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