Montag, 30. Januar 2012

Von Kumbhalgarh nach Udaipur

Eines muss man den Indern lassen - die haben sich Trutzburgen gebaut, dagegen wirkt jede mir bekannte deutsche Festung wie eine Einfamilienburg! Eine liegt in den Bergen Rajasthans, war frueher die Fluchtburg der Rajputen und wurde nur einmal kurz (fuer 2 Tage) eingenommen. Laut Hellen, die vor 7 Jahren mal hier war, war die Festung damals nur eine Ruine. Jetzt nicht mehr, es hat sich Einiges getan. Zufaellig fand die letzten 3 Tage das "Kumbhalgarh Festival" statt - indische Folklore fuer indisches Publikum. Sehr authentisch, allerdings zaehlt auch hier, wie in Afrika - Hauptsache das Ganze ist laut, uebersteuernde Lautsprecher sind dabei nicht das Problem. Leider... Unplugged waere mir lieber gewesen. Aber ansonsten wunderbar.

7 km zuruecklaufen bis Kelwara - ein kleines Bergnest, wo wir zuvor eingecheckt haben, war eine gute Idee, auch wenn mir die gelbe Sau den Schaedel verbrannt hat und uns ein schwarzer Strassenkoeter nicht von der Seite wich.  Dafuer verscheuchte er ganze Affenherden (die ich filmen wollte) und trug in kleinen Ortschaften alte Rechnungen mit anderem Hundegetier aus. Zwischendurch wollte ich ihn in den Stausee schubsen, aber so wie der drauf war, waere er ans andere Ufer geschwommen, haette einen Local Bus oder eine Rikscha genommen und haette uns wieder eingeholt. Und dann waere er sicher richtig mies drauf gewesen und mein ganzes Pfefferspray waere drauf gegangen! Kurz vor Kelwara, unterhalb des kleinen Staudammes, entdeckten wir eine riesige Kolonie mit Muellwildschweinen in allen moeglichen Farben. Ein paar Schweinefaenger versuchten sich einzelne Tiere mit Schlingen zu fangen. Keine Ahnung, was sie daraus machen wollten. Handtaschen? Schmieroel? Wenn das die Jains mitbekommen...

Heute dann Udaipur. Bis hierher sind wir mit einem Local Bus ca. 80 km von Kelwara gefahren. Da kommen alte westafrikanische Buschtaxi-Zeiten wieder hoch. Mit dem uralten Tata-Kleinbus reisten nicht nur innen 20 Leute mehr, als Sitzplaetze vorhanden, nein sie nisteten sich auch noch auf dem Dach, wo unser Gepaeck verzurrt wurde, ein. Mit ist jetzt noch raetselhaft, wie die sich da oben bei der rasanten Fahrweise und den Schlagloechern hielten. Saugnaepfe an den Haenden? Kontaktkleber? Oder einfach mit Gebeten? Auch die Jungs auf der Stossstange und Leiter hinter uns verbrachten akrobatische Passagierglanzleistungen. Meinen Respekt haben sie allemal. Aber immerhin hat der Bus vorn einen kleinen Schrein, wo irgendwas angezuendet wurde und vor sich hindampft. Die Goetter oder zumindest ein Gott wacht also ueber die bunte Menschenfuhre.  Unsere MitPassagiere sind alle der verdammt armen Landbevoelkerung zuzuordnen, die vom "boomenden Indien", der kuenftigen "wirtschaftlichen Weltmacht" noch nicht allzuviel mitbekommen haben. Es sind sehr einfache, aber freundliche Leute, fuer die die zwei Weissbrote im Bus die Tagessensation sind. Das Angestarre und Getuschle stoerte uns allerdings wenig.

Ups. Muss in die Heia, morgen frueh faehrt der Zug von Udaipur nach Ajmer schon 06:15 Uhr ... :( Von da wollen wir noch einen Abstecher nach Pushkar machen und dann den Tag darauf nach Delhi. Dort trennen sich leider unsere Wege - Hellen kehrt nach Deutschland zurueck (ihr Business ruft) und ich fliege 2800 km suedwaerts.

N8



Kumbhalgarh


Udaipur - Maharadscha Palace


Yoda segnet den Vishnutempel in Udaipur

2 Kommentare:

  1. lieber steffen,
    ich wollte dir schon lange mal danken für die schönen geschichten aus tausend und einer nacht:)) vielleicht solltest du nur noch reisen und bloggen...
    gruss aus dem nun doch eiskalten deutschland und viel glück auf zwei rädern demnächt...klingt ja alles, als hättest die die letzten wochen vor allem den verkehr studiert:)
    lg...elke

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  2. Liebe Rapsgelbe, ja das Reisen waere ein ziemlich cooler Job. :) Wir haben eben eine Englaenderin getroffen, die gerade ihr Arbeitsleben beendet hat und das mit ihrem Mann waehrend einer 2-monatigen Rundreise durch Indien in Alleinregie feiert. :)

    LG Steffen

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