Donnerstag, 19. Januar 2012

VARANASI - GangaMe

Spezialisten sagen ja ueber den Ganges Folgendes: "Die Belastung durch Kolibakterien ist 2000-mal höher als in Indien erlaubt, und das Wasser enthält hohe Konzentrationen von Cyaniden, Arsen, Blei, Zink, Chrom und Quecksilber. Zu den Fäkalabwässern kommen zahlreiche Leichenreste, beides erleichtert die Ausbreitung von Cholera- und Typhusbakterien." Das mag alles stimmen. Es reicht mir auch, anderen beim Baden im Ganges zuzusehen. Dazu sollte man vor Sonnenaufgang gegen 05:30 Uhr am Ganges ein Boot mieten und am Ufer entlang schippern. An sich ein unloesbares Unterfangen, da man dazu mitten in der Nacht aufstehen muss. Mit viel Willenskraft, ohne Fruehstueck und Kolibakterien-angstfrei fand ich mich gegen 05:40 Uhr in einem passablen Holzruderboot wieder. Hellen natuerlich auch. 2 h am Ganges entlang - das kann ganz schoen kalt werden, wenn man nicht ausreichend textiliert sich darauf einlaesst. Allerdings wurde mir sehr schnell wieder warm beim Anblick der rituellen morgendlichen Planschvergnuegen der Inder. Und die tauchen da richtig unter. Was muessen die fuer Abwehrkraefte haben!? Die haut so schnell nix um. Schweinegrippe, die kombinierte Gurken-Sprossenpest, die Vogelgrippe - keine Chance!

Am Hauptghat dann die morgendliche Zeremonie bei Sonnenaufgang. Mutter Ganga und die Sonne wird begruesst und mit Gebeten bedacht. Ein Dutzend Hauptgoettern sicher auch. Ein Priester schwenkt ein Feuer, wir fahren weiter bis zum 2.Verbrennungsghat, an dem schon wieder fleissig Leichen oeffentlich verbrannt werden. Wahrscheinlich auch die Leiche, die gestern Abend an mir vorbeigetragen wurde, waehrend ich einen ausgelassenen und schwer illuminierten Hochzeitsumzug fotografierte. So dicht koennen Leben und Tod hier sein - eine Strassenbreite reicht.

Nach 2 h dann Schlaf nachholen, um sich in das dichte Gassengewirr der Altstadt von Varanasi zu werfen. Das fasziniert mich immer wieder, so ein Mikrokosmos. In einer Gasse dann eine lange Schlange von Hindumaennern. Nach was stehen die an? Am Ende der Schlange faengt eine weitere an, dieses Mal Frauen. Beide Menschenreihen muenden in einen kleinen Eingang, wo Bewaffnete stehen und die Maenner abtasten. Bei Frauen geschieht das diskret hinter einer bunten Leinwand. Ich glaube die wollen hier nur beten. In den angrenzenden  Gassen stehen auch bewaffnete Polizisten mit AK47 oder noch aelteren Schiesseisen herum. Gab es hier mal Ueberfaelle oder Attentate von anderen Glaubensrichtungen?

Irgendwann finden wir aus dem Gassengewirr heraus und landen an einem Ghat hoch ueber dem Ganges. Wir wollen die Abendzeremonie am Ganges vom Boot aus sehen. Hier muss man das Wort "Boat" nicht mal aussprechen, schon hat man eins an der Backe. Dann noch ein wenig feilschen und man schaukelt schon auf dem Pestfluss. Der behinderte Ruderer (koerperlich und Sprache) erweist sich als ein pfiffiger Geselle, auch wenn die Kommunikation nur mit Zeichensprache funktioniert. Wir finden ihn clever und er setzt sich trotz seiner Behinderungen gegen andere Bootsfuehrer durch, gibt uns Hinweise, das wir die Rucksaecke festhalten sollen, als wir von anderen Pilger- oder Touri-Booten umzingelt werden

Seit heute Morgen haben wir eine Zugfahrkarte mit Direktverbindung ins 600 km westlich liegende Agra, wo wir kurz mal einen Blick auf den Taj Mahal und das Agra Fort werfen wollen, wohlwissend, das in der Stadt die listigen Abzocker, Diebe und Betrueger mehrere Hauptfilialen betreiben. Aber wird sind ja schon gross... ;) Schade nur, das wir ueber Nacht fahren...

LG

Steffen







  


1 Kommentar:

  1. Habt ihr Euch also doch auf den Krankheitsfluss getraut... mutig mutig. Gibts da eigentlich auch Krokos? Ja, oder? FInde aber, dass es auf den Bildern sehr hübsch aussieht und, ja "normal"., gar nich eklig!? Habt ihr schon Yogis gesehen? SOlche die 5 Jahre ihren Arm senkrecht nach oben halten oder so? :)

    Viel Spasss noch und liebe Grüße an Hellen!
    Küsschen

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